am 1. Juli 2024
Wer hätte das gedacht?! Ist das Jagdhornbläsercorps Jülich grundsätzlich bei jagdlichem Hintergrund im Einsatz, so war es für uns umso überraschender, dass unser Jagdhornbläserkamerad Andreas Schulten mit der Anfrage einer Einladung zu den Roten Funken in Köln an uns herantrat. Die Roten Funken, seit 1823 das älteste Traditionskorps im Kölner Karneval, sind im Rheinland grundsätzlich bekannt. Der Hintergrund für die Einladung: der Geburtstagsjubilar, Herr Schmitz-Dumont, beabsichtigte seine Roten Funken anlässlich seines vollendeten 80. Lebensjahres mit Jagdfanfaren und Reitermärschen zu erfreuen. Da Andreas und sein Vater mit Herrn Schmitz-Dumont bekannt und auch jagdlich verbunden sind, war die Verbindung für einen Auftritt somit erklärlich.

Unser musikalischer Leiter Fynn hatte dann sogleich ein Repertoire für den Abend präsent. Gleichwohl taten sich einige logistische Fragen auf, denn ein Auftritt in der Hofburg der Roten Funken würde nicht ganz alkoholfrei abgehen. Fahrgemeinschaften bargen zudem das in Köln allerwegen auftretende Parkproblem. Die Lösung wurde in der Inanspruchnahme des Linnicher Bürgerbusses gefunden, und, da der Verfasser Linnicher Bürger ist, wurden wir sehr angenehm gegen Entrichtung des verbrauchten Kraftstoffes und eines Obolus für den sehr freundlichen Fahrer am 01. Juli 2024 gegen 18.30 Uhr nach Köln gefahren. Frank Büchel unterstützte mit seinem VW-Bus zusätzlich.
Pünktlich erreichten wir die Ulrepforte, die mittelalterliche Torburg, auf Kölsch „Ülepooz“ genannt, die unmittelbar am Sachsenring mit ihrem unübersehbaren Turm liegt. Unsere Fahrer indes verschlug es auf die „schäl Sick“, die rechte Rheinseite, womit das Parkproblem belegt war.

Vorbei an einer lebensgroßen Bronze eines Roten Funken gelangten wir über eine Treppe in den offenen Innenhof der Ülepooz, in deren Bodenbelag, ähnlich dem amerikanischen Walk of Fame, verdiente Mitglieder namentlich eingelassen sind. Bemerkenwert ist, dass die gesamte Anlage nach dem Krieg in mühevoller Arbeit hergerichtet und bis unter den Sachsenring unterirdisch ausgebaut wurde. Die Stadt Köln hat den Roten Funken die Ülepooz auf Erbbasis überlassen.
Sehr freundlich wurden wir von einer großen Schar von Männern – heute nicht in „rut wieß“ – empfangen, besonders vom Jubilar. Umgehend wurden wir mit Getränken versorgt. Alsdann begannen wir im Innenhof mit der Begrüßung, die vom 2. Knubbel – so heißt eine der vier Abteilungen der Roten Funken – mit Interesse verfolgt wurde. Unter den Anwesenden befand sich auch der eine oder andere Jäger. Es folgten Hoch soll er leben, Hubertusmarsch, Hubertusfanfare, Auf, auf zum fröhlichen Jagen und weitere Stücke des Jägermarschrepertoires. Der leitende Knubbeloffizier hielt eine Ansprache und war der Meinung, wenn alle Jäger so fehlerfrei schießen wie wir blasen würden, könnte man sehr zufrieden sein. Seine Rede endete mit dem Knubbel eigenen Schlachtruf: „Öllig stink!“, in den alle einfielen.
Nach dem musikalischen Auftritt wurden wir in die gute Stube gebeten. Urgemütlich saßen wir in dem mit rotem Backstein gemauerten Tonnengewölbe und wurden mit Kölsch, anderen Getränken und leckerem Reibekuchen verwöhnt. Für den Letztgenannten gibt es oberhalb am Eingang einen Imbisswagen, der die Reibekuchen frisch zubereitet, und diese von Anwärtern für die Aufnahme in die Roten Funken eilfertig nach unten transportiert werden – ähnlich den Füchsen in einer studentischen Verbindung.
Aber auch der schönste Abend geht einmal zu Ende, jedenfalls für uns. Wir verabschiedeten uns mit Auf Wiedersehen und der eine oder andere nahm erlaubterweise noch ein Rote Funken Kölschglas mit. Herr Schmitz-Dumont bedankte sich sehr großzügig und zeigte sich sichtlich erfreut.
Schlussendlich waren unsere Fahrer zur Stelle und fuhren uns sicher nach Hause. In Erinnerung bleibt ein nicht alltäglicher Auftritt und wir hoffen, der 2. Knubbel der Roten Funken behält auch uns in guter Erinnerung.
Harry Vollmer
