Radtour des Jagdhornbläsercorps Jülich oder vom Horn aufs Rad
Bei der Planung des Jahres 2019 für das JBC sollte neben Auftritten wie Öffentlichkeitsarbeit, Hubertusmessen und besonderen Anlässen auch die Geselligkeit – in der Welt der Erwerbstätigen auch „Tag zur Förderung der Betriebsgemeinschaft“ oder kurz „Betriebsausflug“ genannt – nicht zu kurz kommen. Eine Fahrradtour als Tagesprogramm wurde favorisiert.
Begünstigt ist ein solches Vorhaben in unserer Gegend durch die Tatsache, dass man montags schon sehen kann, wer freitags zu Besuch kommt; es sei denn, man hat Gegenwind.
Um auch einen für alle vergnüglichen Rahmen hinsichtlich Strecke und Dauer zu gewährleisten, machten erster und zweiter Vorsitzender eine Vortour, die je nach Kondition der Teilnehmer Abänderungen in der Streckenführung nach oben und unten ermöglichte.
Der 21. September empfing uns bei Kaiserwetter, das gottlob den ganzen Tag über halten sollte. Sehr zur Erleichterung der Organisatoren, die selbstverständlich für das Wetter verantwortlich zeichneten. Um 10.00 Uhr waren alle mit ihren Stahlrössern, vom normalen Drahtesel bis hin zum high-tec Elektrorad, auf dem Parkplatz der Brauerei Rainer in Welz versammelt. Sehr erfreulich war die fröhliche Unterstützung der kleinen Sophia, die bei Papa Frederic im Kindersitz platznehmen durfte. Ein einsames Taschenhorn blies „Aufbruch zur Jagd“, und es wurde aufgesessen und losgeradelt.
Von Welz ging es zunächst Richtung Linnich, die sogenannten Welzer Alpen rechts von uns liegen lassend. Ein lieblicher Anblick mit den sanften Hügeln, den Wiesen, Äckern, dem sich darin hinschlängelnden Merzbach und dem Richtung Rurdorf sich erhebenden kleinen Wald. Ab Linnich dann auf dem Radweg entlang der B 57 bis zur Rurbrücke, die wir kreuzungsfrei und damit sicher unterquerten. Alsdann auf dem Wirtschaftsweg entlang der zur Rechten liegenden renaturierten Rur, die uns bis zur Rurbrücke vor Körrenzig durch Hecken und Büsche verborgen blieb. Nach einem kleinen Haken ging es weiter durch das sich weitende Rurtal: rechts Körrenzig, Rurich, links Brachelen. Wiesen, wie mit dem Rasiermesser bearbeitet, daneben Rübenschläge. Trockenheit all überall. Das war auch Hans Willis Erklärung für den Kurzhaarschnitt der Weiden.
Dann eine kurze Einlage: In einem Anfall kurzzeitiger intellektueller Eintrübung zerstörte der zweite Vorsitzende seinen hinteren Holzkotschützer (andere haben da ein Schutzblech). Nach dem Bergen der Überbleibsel und Entfernen der Rückleuchte ging es dann eben nicht mehr ganz verkehrssicher weiter, und kurz darauf erreichten wir den Brachelener (Bagger)See.
Die frühherbstliche Idylle lud uns zu einer kurzen Rast ein. Im Freibad gab es keinen Betrieb mehr, dafür sprangen in dem Teil die Fische. Auch der Bootsclub war unbelebt. Sachte dümpelten die mit Persenning abgedeckten Segelboote vor sich hin. Sophia wurde in die Fertigkeiten des „Butterschmierens“ – flache Steine über die Wasseroberfläche springen lassen – eingewiesen, wobei Iras Mann Thomas zur Höchstform auflief.
Vom See ging es dann weiter Richtung Himmerich, wobei weniger der Ort, denn die berühmt berüchtigte Disco allgemein bekannt ist. Obwohl es immer noch flach voranging, jedwede Bergwertung fehlte und somit eine Flüssigkeitsschuld überhaupt nicht in Betracht kam, mehrten sich Forderungen nach Kaffeegenuss. Der schnelle Griff zum Mobiltelefon, dass ja durchaus auch nützlich sein kann – zumindest in Notsituationen -, verhieß uns ein Lokal querab der Strecke von Himmerich nach Randerath mit dem Ergebnis, dass wir plötzlich Richtung Hilfarth unterwegs waren, was uns sozusagen entgegen der Route führte. Zudem war am Horizont kein Lokal in Sicht. Eine vehemente Aufforderung der Reiseleitung brachte uns dann auf die geplante Route Richtung Randerath zurück. Damit die Stimmung infolge Kaffeeentzug nicht kippte, wurde die Gruppe kurz zu einem technischen Halt am Eingang zum Wurmtal abgestellt, während einer der Reiseleiter eine entsprechende Kaffequelle im Ort ausfindig machen konnte. Es war dann wohl für die Bäckerei an diesem Morgen das tollste Geschäft, und die Kaffeemaschine gab alles. Dazu konnten wir auf allerlei Leckereien zurückgreifen, so dass die gesamte Truppe mit diesem Halt sehr einverstanden war.
Sodann tourten wir weiter entlang des Flüsschens Wurm, die mal zur Linken, mal zur Rechten fließend und mit erstaunlich klarer Wasserqualität trotz des einen oder anderen miefigen Einleiters uns begleitete. Die Landschaft in Richtung Geilenkirchen auch wieder gekennzeichnet durch ein weites Tal mit Weiden und Buschbestand, und nicht unerwähnt sollte bleiben, dass wir bisher immer auf asphaltierten Wirtschaftswegen gefahrlos fahren konnten. Links von uns lagen die Orte Leiffarth, Müllendorf, Würm und Süggerath. Die früher gut gehende Gaststätte „Ponytränke“ in Müllendorf lag wie auf der Vortour verwaist, kaum zu glauben, da der daneben befindliche Reitstall immer noch Betrieb und der dahinter befindliche Kinderspielplatz Zulauf hat. Bei Erreichen der Burg Tripps gab es eine weitere Pause, die neben dem Betrachten der vom Wassergraben umgebenen Burganlage, in der sich heute ein Seniorenheim als neue Nutzung sowie im Innenhof ein Trakt mit altersgerechten Wohnungen für entsprechend Rüstige befindet, auch noch detaillierte Erkenntnisse zur derzeitigen Eigentümerfamilie, die uns Hans Willi liefern konnte. Es ist schon beeindruckend, was aus diesem ehemals vom maroden Scharm gezeichneten Gemäuer durch Unternehmermut der in Geilenkirchen ansässigen Familie geworden ist. Dies im Hinterkopf umfuhren wir das Terrain Richtung Geilenkirchen, vorbei an dem ausgedehnten gepflegten Park mit seinem alten Baumbestand. Am Ortseingang von Geilenkirchen schwenkten wir zurück und hatten nun die Wurm in Fließrichtung auf der rechten Seite. Hinter den links gelegenen Tennisplätzen kamen wir dann in den renaturierten Teil der Wurm, einem Projekt, das erst seit wenigen Jahren die Wurm vom ansonsten regulierten Flusslauf mäandern lässt, und auf der in der Mitte befindlichen Insel in den Wintermonaten den Wildgänsen Aufenthalt gewährt. Danach dann die andere Seite des Trippsschen Parks.
Genüsslich schwelgten wir bei Heiß- und Kaltgetränken und den legendär bekannten selbstgebackenen Kuchen und Torten, der Einfachheit halber, alle zum selben Preis. Auch der zum Kaffee gehörende Kunst- und Krempelladen bot interessante Dinge und lohnte einen Rundgang. Schließlich hieß es Aufbruch zur letzten Etappe. Vorbei an der mit großem baulichen Aufwand in Beton eingezwängten Beeck Flies ging es aus dem Tal hinauf auf die Höhe Richtung Gereonsweiler, der einzigen etwas fordernden Steigung auf der gesamten Tour. Das war dann auch wegen der voraufgehenden Stärkung kein wirkliches Problem. Indes merkte man nun den auf der Hochebene herrschenden recht starken Südwind. Aber es war ja nunmehr nicht mehr so weit. Nach Überqueren der B 57 mittels Kreisverkehr ging es dann über Ederen wiederum bergab in das Merzbachtal und wenige Kilometer weiter in den Biergarten der Brauerei Rainer. Der zweite Vorsitzende hatte ab Gereonsweiler einen Abstecher nach Linnich gemacht, um seine nach Unfall noch nicht wieder fahrradtaugliche Frau nebst Teckel Erdmann, letzterer sehr zu Sophias Freude, herbei zu fahren.
Der letzte gemütliche Teil konnte gegen 16.00 Uhr beginnen. Bei Essen und Trinken und angeregten Gesprächen klang der Tag im Innenhof der alten Privatbrauerei aus. Er war gelungen, nicht zuletzt ohne Blessuren. Zwei Teilnehmer wussten das sehr zu schätzen, hatten sie doch schon mal ein Problem mit kreuzenden Dachsen. Schlussendlich änderte auch die zu Beginn des Tages etwas geschönte in Aussicht gestellte Kilometerangabe nichts. So hatten wir dann endgültig recht mühelos 41 Kilometer zurückgelegt.
Bericht verfasst von Harry Vollmer